(kh)Nürburgring.Viel vorgenommen hatte sich das Bad Königshöfer Racing TeamLeutheuser Racing&Events, um die „Grüne Hölle“ Nürburgring zu bezwingen.
Am Montag, 07. Mai., begann das Abenteuer, mit der Anreise an den Ring. Die ganze Woche vorher hatte Lisa-Fabienne, die Ehefrau von Teamchef Christian Leutheuser, alle Hände voll zu tun. Da Isert
Motorsport bei Leutheuser Hospitation gebucht hatte, wurden die Erfahrungswerte der vergangenen Jahre vervierfacht und so auch eingekauft. Ein Riesenpensum, da ja auch noch Töchterchen Emelie ihr
Recht von der Mama einforderte. Vor Ort meisterte sie mit „Chefkoch“ Charly Benkert und Kathrin Bretz diese Mammutaufgabe mit Bravour. Vom leckeren Kalten Buffet, bis hin zur exotischen
Thaipfanne war alles auf dem Speiseplan enthalten.
Auf der technischen Seite musste das gesamte Equipment akribisch zusammengestellt werden, damit man so ziemlich bei allen Eventualitäten entsprechend gerüstet sein konnte. Vorher wurden die
beiden Autos nochmals auf Herz und Nieren geprüft, da Christian Leutheuser bekannt dafür ist, immer top vorbereitete Autos an den Start zu bringen.
Bereits an Christi Himmelfahrt waren die ersten Trainingssitzungen fällig. Am Nachmittag stand das Freie Training auf dem Programm. Am Abend ging es beim ersten Qualifying dann gleich voll zur
Sache. Jeder Fahrer musste zwei gezeitete Runden bei Tag und zwei bei Nacht absolvieren, um zum Rennen zugelassen zu werden. Die Fahrerpaarungen der beiden Autos hatten sich kurzfristig noch
geändert. So griffen im BMW M4 GT4 der Epfendorfer Klaus-Dieter Frommer, Fabrice Reicher, La Rochette (F), Michael Hess, Kreuzau-Bogheim und Bernd Kleeschulte aus Büren, ins Lenkrad und im
BMW-M235i Racing taten dies Patrick Scheuer, Bubsheim, Richard Purtscher Baden (A), Ralf Goral, Moers und Uwe Mallwitz, Kornwestheim.
Sehr diszipliniert spulten alle Fahrer ihre Pflichtrunden in den insgesamt drei Trainingssitzungen ab. Im GT4 musste das "Set Up" neu überarbeitet werden. Denn, kurz vor der Anreise zum Ring,
brachte der Veranstalter per Bulletin ein heftiges Beschneidungsprogramm BoP (Balance of Performance) heraus, ausgerechnet für die GT4-Fahrzeuge. Der Audi R8 LMS GT4 musste 40kg zu laden, der
Motor war um 9 PS, auf 457 PS, zu drosseln. Den BMW erwischte es am härtesten. 70kg mussten zusätzlich zu gepackt werden, was die Grundbalance erheblich beeinflusste und zum Teil zu heftigem
Untersteuern führte. Die Leistung musste um 18 PS gedrosselt werden und das Tankvolumen schrumpfte um 4 ltr. Der AMG-Mercedes bekam lediglich 10kg zugepackt. Die Leistung aber um 10 PS erhöht und
der Ladedruck um 20mbar erhöht. Ein Schelm, der da böses denkt, zumal die schnellsten 5 GT4 aller Hersteller innerhalb 1 Sekunde fuhren. Natürlich durften die GT3 munter mit voller Leistung
antreten.
Am Freitag gab es das zweite Qualifying. Auch da spulten die Fahrer ihr Pflichtprogramm souverän ab. Nachdem anschließend die Autos wieder einsatzbereit gemacht wurden, gönnte sich die
Leutheuser-Crew ein paar Stunden Freizeit, in dem mit Attraktionen gespickten Fahrerlager.
Der Rennsamstag begann mit der obligatorischen Startaufstellung, die wie immer als große Show zelebriert wurde, zumal schönstes Frühsommerwetter herrschte. Dann wurde es ernst. Die
Startfahrer Klaus-Dieter Frommer und Patrick Steuer, wurden in ihren Boliden festgezurrt und schon rollten die 3 Startergruppen in die Einführungsrunde. Der Start verlief für das gesamte
Starterfeld ohne Probleme und alle Autos absolvierten die erste Runde. Der GT4 begann, wie der 235i, verhalten um die ersten Runden im Startgetümmel schadlos zu überstehen. Im weiteren
Rennverlauf postierte sich der 4er sicher auf P3. Der 235er hielt sich tapfer im Mittelfeld, in der mit 15 Startern in der Cup-Klasse, sehr stark besetzten Klasse.
Runde um Runde spulten die beiden Autos ihre Runden ab und kamen nur zum Tanken, Reifen- und Fahrerwechsel an die Box. Das lief fast einschläfernd, während sich beide Autos im Gesamtklassement
Platz um Platz nach vorne arbeiteten. Auch, als es um 02.30 Uhr wie aus Kübeln zu gießen begann. Bis gegen 04.30 Uhr hielt der Regen an. Die Leutheuser Autos überstanden diese Phase scheinbar
ohne Probleme. Doch dann am Sonntag früh, gegen 07.15 Uhr brach es gnadenlos über die Leutheuser Mannschaft herein. Erst erschien der GT4 mit Elektronikproblemen im ABS- und allen weiteren
Assistenz-Systemen. Sofort waren auch Techniker von BMW Customer Motorsport am Fahrzeug und versuchten mit hightech Diagnosegeräten in fieberhafter Eile den Fehler zu finden und zu beheben.
Während die Fehlersuche anlief, erschien der 235er an der Box. Beim Abbremsen wegen eines verunfallten Teilnehmers krachte ihm der Dörr-Lamborghini mit der Startnummer 63 ins Heck. Auch hier war
ein längerer Reparaturstopp fällig, da diverse Teile im Heck und die Auspuffanlage gewechselt werden musste. Während der 235er nach etwa einer halben Stunde die Box wieder verlassen konnte,
stand der GT4 1h:20 min, bis der Fehler (eine Steckverbindung hatte durch die Nässe den Fehler ausgelöst) beseitigt war. Beiden kostete der lange Aufenthalt eine Position. Der GT4 arbeitete sich
im Laufe des Vormittags wieder auf die 3. Position heran. Aber auch die Besatzung kämpfte sich beherzt wieder an die Vordermänner heran und wurde mit erreichen von P8 belohnt. Dann um 09.45 Uhr
setzte wieder starker Regen ein und im Laufe der Zeit kam immer mehr Nebel auf, der sich ständig verdichtete. So war es kein Wunder, dass Punkt 12.00 Uhr die Rote Flagge gezeigt wurde:
„Rennabbruch“!
Gegen 13.45 Uhr erfolgte der Restart unter übelsten Bedingungen. Auch hier kamen die Leutheuser Autos gut weg und versuchten in der Folge, ihre Platzierungen zu halten, um vor allen Dingen nach
diesen harten Bedingungen auch anzukommen. Das gelang in bravouröser Manier. Die Fahrerteams waren diesmal ein Muster an Disziplin, Zuverlässigkeit und Konstanz und konnten so das erfolgreiche
Abschneiden sicherstellen. Sensationeller Podiumsplatz auf Anhieb mit dem neuen BMW M4 GT4 und eine beachtliche Platzierung auf P8 für den 235er, vergrößerten die lange Erfolgsliste des jungen
Leutheuser Teams.
Auch beim Kampf um den Gesamtsieg war bis zum Schluss Gänsehaut-Feeling angesagt. Erst nach dem Re-Start konnte sich der über Stunden in Lauerstellung befindende Manthey Porsche mit Makowiecki am
Steuer (#912), in einem furiosen Schlussspurt den lange Zeit in Führung liegenden AMG Mercedes GT3 von Black Falcon, knapp eine Stunde vor Rennende überholen. Nach über 20 Stunden Vollgas
noch so einen spannenden Sprint zum Gesamtsieg zu erleben, war ganz nach dem Geschmack der Zuschauer, die es förmlich von den Sitzen riss. Nach dem Re-Start hängte sich Makowiecki direkt ans Heck
des Mercedes im Windschatten. Geschickt taktierend trieb er Christodoulou vor sich her. In der Mercedes Arena berührten sich die beiden Kontrahenten leicht, wobei sich der Mercedes drehte.
Porsche war vorbei und ließ sich trotz heftig attackierendem Christodoulou den Sieg nicht mehr entreißen. Mit 26,431 sec Vorsprung sorgte die Porschemannschaft für den zweitknappsten Sieg
in der Historie des 24h-Rennen Nürburgring. Das Podium machte das Schwesterauto von Black Falcon, mit Buurmann, Jäger Stolz und Seyffarth komplett.